Archiv der Kategorie: Soziale Stadt

Seit 2017 haben wir uns an Umfragen, Gesprächen, Runden Tischen und Infoveranstaltungen beteiligt. Unsere Ideen wurden in der Vorbereitenden Untersuchung für das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ für „Nördliche Innenstadt“ vielfältig berücksichtigt (Nutzung der JVA, Waageplatz, Verkehrsberuhigung usw.). Mit der Vorbereitenden Untersuchung mit integriertem Entwicklungskonzept (Version 16.01.19) hat die Stadt Göttingen Fördermittel in Höhe von 26 Mio € erfolgreich beantragt.
Nun erwarten wir die versprochene Beteiligung bei der Umsetzung der verschiedenen Vorhaben.

Aufruf zur täglichen Mahnwache – Solidarität mit Bewohnenden der Heilsarmee

Wir, Bewohnende der Wohnungslosenunterkunft der Heilsarmee in der Göttinger Innenstadt, sind akut von Verdrängung bedroht.

Die Stadt Göttingen und der Träger Die Heilsarmee wollen die Bewohnenden in eine Immobilie im Neuen Weg verfrachten – nachdem die dortigen Wohnungslosen in andere, oft schlechtere Unterkünfte wechseln mussten. Dieses Ausspielen von Menschengruppen gegeneinander machen wir nicht mit!

-> Wir wollen in unserem Viertel bleiben, wo wir in die Nachbarschaft eingebunden sind!
-> Wir wollen zusammenbleiben!
-> Wir wollen kein Betreuungskonzept, das die Hilfe befristet und uns als Individuen mit unseren jeweiligen Problemen gar nicht mehr gerecht wird!
-> Wir wollen von kompetentem Fachpersonal betreut werden und nicht von einem Sicherheitsdienst, dessen Aufgabe nur die Herstellung von Sicherheit und Ordnung ist!
-> Wir wollen nicht in ein Haus, in dem allein schon die sanitäre Ausstattung völlig unzureichend für bis zu 31 Menschen ist und der Weg in die Innenstadt für manche von uns kaum zu schaffen ist!

Wir fordern, wie auch schon auf der Kundgebung am 16.01.2025, das Naheliegende:

Der Träger Die Heilsarmee muss sich aus Göttingen zurückziehen.
Das bisher erfolgreiche Konzept „Ein Zuhause für alle“ wird auf Wunsch der Bewohnenden mit ihrer bisherigen Leiterin fortgeführt: familiär, partizipativ, unbefristet und bei Bedarf eng betreut.
Die Stadt Göttingen muss ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Es braucht jetzt eine alternative Immobilie in der Innenstadt.

Bringt eure Nachbar*innen, Freund*innen, Kolleg*innen und Familien mit.
Lasst uns gemeinsam zeigen:

Wir stehen zusammen gegen Verdrängung und eine Stadt der Reichen!
Wir stehen für Vielfalt und die Lösungskraft starker Nachbarschaften!
Solidarität mit uns, den Bewohnenden der Heilsarmee!

PM: Große Wut auf den Träger Heilsarmee und breite Solidarität mit den Bewohnenden

Am späten Donnerstagnachmittag, 16.01.25, sind rund 120 Göttinger:innen dem Aufruf des Forum Waageplatz-Viertel zur Kundgebung „Solidarität mit den Bewohnenden der Heilsarmee“ vor die Wohnungslosenunterkunft in der Untere-Masch-Str. 13b gefolgt. Fassungslos über die Vorgänge und wütend forderten sie den Rückzug des Trägers Die Heilsarmee aus Göttingen, den Verbleib der Wohnungslosen in einer alternativen Immobilie in der Innenstadt und die Rückkehr zur Betreuung durch die Familie Gulde, die mit ihrem Konzept flexibel auf die Bedürfnisse aller Bewohnenden eingeht.

Auf Plakaten stand zum Träger Heilsarmee „123 Jahre sind genug, ihr tut uns nicht mehr gut!“, „Viel versprochen, nichts gehalten!“ oder „Weiterhin ‚Ein zu Hause für Alle‘ in der Innenstadt“. Neben Redebeiträgen vom Forum Waageplatz-Viertel und der Basisdemokratischen Linken gab es zahlreiche spontane Beiträge am Offenen Mikrofon, darunter mehrere Bewohner, der Bestsellerautor Richard Brox und die Söhne der Familie Gulde. Die ehemalige Leiterin Esther Gulde erzählte eindringlich von mehr als 14 Jahren ihrer engagierten Arbeit und der ihrer ganzen Familie an diesem Ort, dem lange andauernden Kampf für die Bewohner:innen, seien die Lebenslagen auch noch so schwierig.

„Ich lebe seit 10 Jahren in der Heilsarmee, schaffe es nicht allein. Ich habe viele Fehler gemacht, hatte Alkoholprobleme. Bei Familie Gulde habe ich Hilfestellung bekommen. Hier konnte ich sein. Doch durch den Wechsel und den Stress der letzten Wochen ist alles wieder rückläufig, geht es bergab. Wir bekommen keine Unterstützung“ erklärt Thobias, ein Bewohner in der Wohnungslosenunterkunft.

„Ich kenne die Familie Gulde viele Jahre, schätze ihr familiäres Bewusstein, wie sie Menschsein lebt. Ich kenne auch die Heilsarmee sehr gut – doch nun bin ich schwer enttäuscht. Und wütend, wie sie hier in Göttingen mit Gewalt reinschlagen, Menschen in soziale Ungewissheit stürzen. Die Rechte der Bewohner und der Familie werden mit Füßen getreten. Ich bin auch entsetzt, dass der Träger Heilsarmee in den letzten Wochen Spenden für die Bewohner vernichtet hat. Hier geht es jetzt nur noch nach dem Motto ‚Wer nicht spurt, der fliegt‘,“ so Richard Brox, selbst viele Jahre obdachlos, mittlerweile Bestsellerautor.

Der Träger Die Heilsarmee und die Stadt Göttingen zeigten sich viele Jahre unwillig, für die in immer schlechterem Zustand befindliche Immobilie, die im Eigentum der Stadt Göttingen ist, eine Alternative zu finden. Die organisierte Nachbarschaft Forum Waageplatz-Viertel hatte mit Offenen Briefen von September 2022 und April 2024 auf die absehbare Eskalation hingewiesen und aufgerufen gemeinsam mit der Leiterin Lösungen zu finden. In ihrem Offenen Brief von Dezember 2024 und in Beiträgen auf der Kundgebung stellt das Forum fest, dass die überraschend fristlose Kündigung der langjährigen und geschätzten Leiterin und die Verdrängung der Bewohnenden aus der Innenstadt offensichtlich von langer Hand geplant waren. Jetzt gehe es weiter darum, solidarisch zu sein und Lösungen zu finden, so die Moderatorin: „Wir hier im Viertel stehen für Vielfalt und selbstbestimmtes MIteinander. Wir werden uns nicht auseinander reißen lassen – für eine starke Nachbarschaft!“

„Nach der Übernahme durch den Träger Ende November wurde den Bewohnern das Essen verweigert, wenn sie sich nicht ins willkürlich aufgesetzte System eingepasst haben. Sie wurden enormen psychischem Druck ausgesetzt, um sie zu brechen und den Vorgaben der neuen Trägerleitung anzupassen. Mit dem neuen Konzept geht es um neoliberale Aktivierung, um Anreize, Druck und befristeten Aufenthalt. Das Wohlergehen der Menschen wird einfach untergeordnet. Das darf nicht sein: Die Heilsarmee soll sich aus Göttingen zurückziehen, ein anderer Träger wird dann den Status Quo vor dem 26.11.24 wieder herstellen. Und unsere Nachbarn bekommen ihr gewohntes, psychisch und gesundheitlich wichtiges Umfeld in einer familiären Betreuungseinrichtung zurück“, erklärt Helmut Schönewolf vom Forum Waageplatz-Viertel (ganzer Redebeitrag hier).

Die Haltung der Stadt Göttingen gegenüber den Bewohnenden der Heilsarmee reiht sich ein in den Umgang mit anderen Göttinger:innen und sozialen Fragen wie im Hagenweg, Idunazentrum oder der Groner Landstraße, der Diskriminierung von Geflüchteten, Migrant:innen, Sinti und Roma.

„Dieses Einteilen von Menschen in die, die verdrängt werden, und andere, die bleiben dürfen, zeigt: Es geht um Profite und es wird alles dafür getan, dass man die existentielle Not einfach nicht sieht. Solchen kapitalistischen Logiken stellen wir uns entgegen! Denn solches Einteilen von erwünschten und unerwünschten Menschen treibt die rechte Welle immer weiter in die Höhe. Wir stehen aber hier zusammen: gegen Faschismus, Rassismus, Kapitalismus und für Solidarität“, so Lena Rademacher von der Basisdemokratischen Linken.

Solidarität mit den Bewohnenden der Heilsarmee!

Do 16.01.25 | 17 Uhr |
Untere-Masch-Str. 13b/Platz der Synagoge


Die Bewohnenden der Wohnungslosenunterkunft der Heilsarmee in der Göttinger Innenstadt sind akut von Verdrängung bedroht. Deshalb rufen wir als solidarische Nachbarschaft auf:

Kommt mit uns auf die Straße,
wir nehmen das nicht hin!

In den letzten Jahren haben die Stadt Göttingen und der Träger Die Heilsarmee in Deutschland ihr Versagen immer deutlicher gemacht. Das erstreckt sich über die Ignoranz der bekannten Statik-Probleme des Gebäudes, über den Unwillen, mit Weitsicht ein geeignetes Alternativgebäude in der Innenstadt zu suchen, bis hin zur völligen Eskalation: Fristlose Kündigung der bisherigen Leiterin vor Weihnachten und Durchsetzung eines neoliberalen Betreuungskonzepts. Völlige Unsicherheit, Destabilisierung und unmittelbar drohende Verdrängung der Bewohnenden.

Die Stadt Göttingen und der Träger Die Heilsarmee wollen die Bewohnenden nun in eine Immobilie im Neuen Weg verfrachten – dafür mussten die dortigen Wohnungslosen in andere Unterkünfte wechseln, wo wiederum Menschen Platz machen mussten. Dieses Ausspielen von Menschengruppen gegeneinander machen wir nicht mit! Die Verdrängung aus der Innenstadt von allem, was mit Armut und komplizierten Lebensgeschichten zu tun hat, ist in Zeiten rechter Hetze ein fatales politisches Signal, dem wir uns entgegenstellen. Als verbundene Nachbarschaft wissen wir, wie wichtig uns der soziale Zusammenhalt im Viertel ist. Unsere Nachbarn dürfen hier nicht herausgerissen werden. Wir wollen zusammenbleiben.

Wir fordern das Naheliegende:

  • Der Träger Die Heilsarmee muss sich aus Göttingen zurückziehen.
  • Das bisher erfolgreiche Konzept „Ein Zuhause für alle“ wird auf Wunsch der Bewohnenden mit ihrer bisherigen Leiterin fortgeführt: familiär, partizipativ, unbefristet und bei Bedarf eng betreut.
  • Die Stadt Göttingen muss ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Es braucht jetzt eine alternative Immobilie in der Innenstadt.

Bringt eure Nachbar*innen, Freund*innen, Kolleg*innen und Familien mit. Lasst uns gemeinsam zeigen:

Wir stehen zusammen gegen Verdrängung und eine Stadt der Reichen!
Wir stehen für Vielfalt und die Lösungskraft starker Nachbarschaften!
Solidarität mit den Bewohnenden der Heilsarmee!

Forum Waageplatz-Viertel

Hohoho, was wird aus der JVA?

Die Bewerbungen sind nun bekannt! Aber was bedeutet jede einzelne Projektidee für das Leben und die Zukunft in unserem Viertel?

Das Forum Waageplatz und in den Sanierungsbeirat gewählte Delegierte laden alle Nachbar*innen des Viertels ein.

Ein Brauhaus mit Schankwirtschaft; oder eher ein Workspace+ teurer Wohnraum; vielleicht doch das auf Gemeinwohl ausgerichtete Soziale Zentrum…?

Anlass genug, um da mal gemeinsam zu überlegen was geht und was wir wollen!

Forum Waageplatz-Viertel steht an der Seite der Heilsarmee

Göttingen, Maschviertel, 02.04.2024
Offener Brief an Petra Broistedt, Oberbürgermeisterin Stadt Göttingen, sowie die Leitung der Heilsarmee für Deutschland, Lyn und Cedric Hills und Hartmut Leisinger.

Sehr geehrte Frau Broistedt,
Sehr geehrte Frau Hills, Herr Hills und Herr Leisinger,
unsere Nachbar*innen von der Heilsarmee sind existenziell bedroht.

Erst kürzlich stand es wieder einmal im Göttinger Tageblatt (GT vom 13.3.2024 „Wenn der Tag X kommt, stehen wir alle auf der Straße“, von Tammo Kohlwes), und bei einem Besuch konnten wir uns auch selbst davon überzeugen: Unsere wohnungslosen Nachbar*innen leben unter dramatisch gefährlichen Bedingungen in einem baufälligen Haus. Schimmel zerfrisst das Gebäude, ein Riss folgt dem nächsten, und das Haus kippt auseinander, sodass schon der Boden völlig schief ist, auch ein Heizungsrohr ist explodiert, wie sich dem GT entnehmen lässt. Durch die jahrelang versäumten Sanierungsarbeiten wurde das Gebäude derartig runtergewirtschaftet, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis es zu einem Unglück kommt. Das GT spricht vom bedrohlichem Zustand des Hauses als „Damoklesschwert“.

Als Forum Waageplatz-Viertel, als Teil einer lebendigen und solidarischen Nachbarschaft, stehen wir an der Seite der Heilsarmee in der Untere-Masch-Straße. Die Heilsarmee gehört zu unserem Viertel, sie gehört zu unserer Innenstadt. Wir leben im Viertel zusammen, und die Heilsarmee hat große Nachfrage. Hier kommen Menschen unter, die anderswo durchs Raster fallen, und das Zusammenleben ist familiär, zugewandt und menschlich. Die Heilsarmee ist auch Notunterkunft für Wohnungslose, deshalb ist es so wichtig, dass sie wie die letzten Jahre nah am Bahnhof ist. Das erfahren wir auch bei unserem wöchentlichen Nachbarschaftsessen, wo immer wieder wohnungslose Menschen berichten, wie sie aus der Innenstadt systematisch rausgedrängt werden.

Als Nachbar*innen fordern wir von der Stadt Göttingen sowie der Leitung der Heilsarmee:
– Sorgen Sie für die Fortexistenz der Göttinger Heilsarmee.
– Kümmern Sie sich um eine Ersatzimmobilie in der Innenstadt. Dass Menschen nicht in einem baufälligen Haus untergebracht werden dürfen, ist klar. Was fehlt, ist offensichtlich der politische Wille, Alternativen aufzubringen, denn Neubau und Leerstand gibt es auch in der Innenstadt.
– Entwickeln Sie einen Notfallplan. Sonst stehen zahlreiche Nachbar*innen von jetzt auf gleich mittellos auf der Straße. Sprechen Sie mit den Betroffenen, kommunizieren Sie Lösungsansätze transparent an Öffentlichkeit und Betroffene.

Wir schließen mit den selben Worten, die wir in unserem letzten offenen Brief in dieser Sache vom 08.09.2022 verwendet haben: Wohnungslose brauchen einen guten Platz in der Innenstadt – Unsere Nachbar*innen bleiben.

Sie, Frau Broistedt, Frau Hills, Herr Hills und Herr Leisinger, tragen die Verantwortung.

Mit freundlichen Grüßen
Forum Waageplatz-Viertel

Nachbarschaft beim Infotag für das Soziale Zentrum

Schönes Projekt – schönes Wetter | Q: nkuhn (flckr)

Am 03.10.22 haben wir gemeinsam mit dem Gesundheitskollektiv Göttingen und den Falken an der Mauer der ehem. JVA unsere Idee des Sozialen Zentrums vorgestellt. Im Lauf des Nachmittags kamen über 100 Menschen, Anwohner*innen und weitere Interessierte, um sich zu informieren. Unterstützt wurden wir von Künstler*innen, der Soliküche und dem DJ-Kollektiv Kleinstadt. Und später gab es auch noch einen Tag der Offenen Tür, der uns die Besichtigung der JVA ermöglichte.

Aus der PM des Sozialen Zentrum vom 03.10.22:

Das Forum Waageplatz-Viertel hatte Sofas vor der JVA platziert mit der Einladung, bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Wie geht es, welche Themen liegen oben auf, was sind Sorgen, welche Ideen und Pläne gibt es?

Gemütliche Sofaecke

In dem bunten Viertel rund um den Waageplatz wird durch die Nachbarschaftsinitiative der solidarische Zusammenhalt wiederentdeckt und gestärkt. Die AG Geschichte zeigte historische Fotos aus den Masch-Straßen und berichtete von ersten Interviews mit Nachbar*innen, die aus vielen Jahrzehnten ihres Lebens im Viertel erzählen können. Die AG Offene Mietberatung machte Werbung und wies darauf hin, dass
das monatliche niedrigschwellige Angebot bereits seit langer Zeit auch von Menschen außerhalb des Viertels genutzt wird. „Wir freuen uns, dass immer mehr Nachbar*innen zum Forum dazukommen und sich mit ihren Themen und Anliegen einbringen. Nur wenn wir uns kennen, voneinander wissen und unsere Gemeinschaft stärken, können wir Vereinzelung etwas entgegensetzen und uns bei Bedarf gegenseitig unterstützen“, so Cyrille Franke vom Forum Waageplatz-Viertel.

Vertreter des Forums Waageplatz-Viertel in den Sanierungsbeirat gewählt

Helmut Schönewolf wurde am 23.09.22 für das Forum Waageplatz-Viertel als Vertreter soziokultureller Einrichtungen in den Sanierungsbeirat Nördliche innenstadt gewählt. Per Mail ist er erreichbar unter beirat@waageplatz-viertel.org

Bei der Wahl zum Sanierungsbeirat gab es insgesamt einen starken Auftritt unseres Forum Waageplatz-Viertel. Es haben sich insgesamt sechs (!) Nachbar*innen verschiedentlich zur Wahl gestellt, die aktiv beim Forum mitmachen und dies auch in der Selbstvorstellung genannt haben. Der dritte Platz bei den Anwohner*innen musste gelost werden. Die gewählten Anwohner*innen sind Jana Bühring, Rainer Feuker und Martina Noe. Helmut Schönewolf setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen die Jugendhilfe e.V. durch. Bei den Gewerbetreibenden wurde Peter Gertz – bei u.a. klarer Positionierung für das Soziale Zentrum in der JVA – mit 54 Stimmen bei 11 Gegenstimmen gewählt.

Bei der Vorstellung der Kandidat*innen wurde das bisher von unserem Forum Waageplatz-Viertel Erreichte deutlich (Verkehr, AGs, zunehmend gemeinschaftlich-nachbarschaftliche Vernetzung, Umgang mit Interessenlagen Mieter*innen-Vermieter*innen, Verantwortunsübernahme bei aufkommenden Problemen, Einsatz für die Zukunft der Unterbringung der Wohnungslosen aus der Heilsarmee…), aber auch Visionen, Energie, Ernsthaftigkeit, Langatmigkeit und Offenheit bei der weiteren Gestaltung unseres Miteinanders.

Wohnungslose brauchen einen guten Platz in der Innenstadt – Unsere Nachbar*innen bleiben

Offener Brief an Petra Broistedt, Oberbürgermeisterin Stadt Göttingen

Sehr geehrte Frau Broistedt,

am 11. September begehen wir deutschlandweit den Tag der Wohnungslosen. Ein Anlass für uns, Ihnen unsere große Sorge um unsere Nachbar*innen aus dem Wohn- und Übernachtungsheim der Heilsarmee mitzuteilen. Es drängt, dass die von der Stadt Göttingen unterbrochene Kommunikation mit der Unterkunft von Ihnen wieder aufgenommen wird. Ein weiteres Aussitzen und Nicht-kümmern droht in einem Desaster für uns und unsere Nachbar*innen zu enden. Auch wohnungslose Menschen verdienen eine sichere Zukunft und einen Platz in der Innenstadt. Es ist höchste Zeit, dass alle Beteiligten eine realisierbare, gute Perspektive entwickeln und vereinbaren.

Die Stadt Göttingen ist Vermieter*in des Gebäudes Untere-Masch-Straße 13b, in welchem die Heilsarmee aktuell noch bis zu 21 wohnungslosen Menschen Obdach, Versorgung, Gemeinschaft und ein „Zuhause auf Zeit“ bietet. Die baulichen Zustände des Hauses sind jedoch – wie Sie vielleicht wissen – teils schlicht erschreckend. Es sei hier nur massiver Schimmelbefall im Keller genannt, der eine Sperrung von Räumen und den einhergehenden Ausschluss von Frauen bedeutet, sowie instabile Böden, Decken und gerissene Wände, die teils nur provisorisch geflickt wurden. Auch auf den zweiten Blick scheint die Stadt Göttingen ihren Pflichten als Vermieter*in nicht nachzukommen. Unserem Eindruck nach besteht offenbar seit Jahren kein Interesse, die Mängel zu beheben. Wir wissen, dass die Heilsarmee das Gebäude aufgrund der baulichen Mängel und der fehlenden Barrierefreiheit mittelfristig nicht mehr nutzen kann. Seit Jahren sind die Menschen daher händeringend auf die Entwicklung einer alternativen Immobilie angewiesen. Wenn es nach uns geht, in unserem Viertel – wir leben gerne zusammen. Aktuell wird jedoch nicht offen kommuniziert und nach wirklichen Lösungen gesucht. Dabei sollten die Gesundheit und das Wohlergehen aller Bürger*innen oberste Priorität der Stadtpolitik sein.

Wir sind über die Hartnäckigkeit der Stadt Göttingen erschrocken. Bereits im Jahr 2011 stellte die Stadt den Bedarf für diese Einrichtung in Frage und sprach sogar von einer möglichen Kündigung der Verträge. Dies scheiterte jedoch am massiven Widerstand der Öffentlichkeit. Bei uns entsteht der begründete Eindruck, dass dies nun durch die berühmte „Hintertür“ erfolgen soll. Es scheint, dass die Stadt einfach auf Zeit spielt. Irgendwann wird ein Gutachten feststellen, dass im verfallenden Gebäude keine Menschen mehr wohnen können und dürfen. Dann war’s das für die Bewohner*innen der Heilsarmee. Selbstverständlich wissen Sie um die Verträge der Heilsarmee mit dem Land Niedersachsen, in denen Bedingungen für den Betrieb der Unterkunft festgeschrieben sind. Von einem Tag auf den anderen stünden unsere Nachbar*innen in einem solchen Szenario ganz wirklich auf unseren Straßen. Die gewachsene soziale Gemeinschaft mit teils langjährigen, auf Hilfe angewiesenen Bewohner*innen und engagierter fachlicher Betreuung wäre zerschlagen. Was denken Sie sich? Sollen die Wohnungslosen doch woanders hingehen? Sollen in Göttingen Wohnungs- und Obdachlose keinen Platz in der Innenstadt haben? Werden Sie sich mit bedauerndem Blick vor die Presse stellen und mitteilen, dass nicht die Stadt Göttingen, sondern das Land Niedersachsen die Schuld trägt, dass die Heilsarmee, als eine wichtige Anlaufstelle für Obdachlose leider nicht mehr in der Stadt Göttingen existiert – die Stadt habe eben so kurzfristig kein konzept-adäquates Ausweichquartier finden können? Was ist der verdeckte Plan? Soll auch das Gebäude Untere-Masch-Straße 13b an einen Investor gehen, anstatt es mit den bewilligten Fördermitteln aus dem Städtebauförderprogramm Sozialer Zusammenhalt zu sanieren? Wäre das „Innovation“ und „Ein Göttingen für Alle“ (P.B.)?

Nachhaltig erschüttert hat uns auch der geschmacklose Vorstoß aus dem Bauausschuss, das Soziale Zentrum könne ja in das Gebäude der Heilsarmee gehen – ohne zuvor das Gespräch mit den Nutzer*innen gesucht zu haben. Und wissentlich, dass sich unser Konzept des Sozialen Zentrums nicht in diesem Gebäude realisieren lässt. Im übrigen werden wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Jahrelang hat die Stadt Göttingen für die Wohnungslosen in der Heilsarmee nicht angemessen gehandelt, im schlimmsten Falle Aktivität gezielt nur angedeutet.
Wir Nachbar*innen aus dem Waageplatz-Viertel fordern die Stadt Göttingen auf

  • wieder mit der Heilsarmee in Kontakt zu treten,

  • dringendste Reparaturen/Instandsetzungen fachlich qualifiziert sofort ausführen zu lassen,

  • die gewonnene Zeit für eine intensivierte Suche nach einer adäquaten Immobilie – am Waageplatz oder in Bahnhofsnähe zu nutzen.

Freundliche Grüße,
Forum Waageplatz-Viertel

P.S.: Wenn der/die Leser*in den Eindruck hat, unsererseits würde übertrieben, so geben wir folgende Empfehlung: Nehmen Sie eine 20 Euro Spende in die Hand und begeben Sie sich auf den Weg zur Heilsarmee, um sich dort vor Ort das Desaster von der Heimleitung zeigen zu lassen.

Soziales Zentrum – Ort gelebter Gemeinschaft

…statt Verkauf der ehem. JVA an einen Investor.

Als Forum Waageplatz-Viertel haben wir uns mit dem Gesundheitskollektiv Göttingen e.V.,  den Falken OV Göttingen und der Soliküche zusammengeschlossen. Nachdem wir seit 2019 mit unseren Ideen für die ehem. JVA in städtische Planungsprozesse eingebracht haben, kann ein Soziales Zentrum nun Wirklichkeit werden.

Die Stadt Göttingen hat die beantragten Fördergelder aus dem Bund-Länder-Programm Soziale Stadt/Sozialer Zusammenhalt (für die ganze nördliche Innenstadt) bewilligt bekommen. Der Rat der Stadt Göttingen hatte in diesem Zuge bereits 2019 notwendige Investitionen als erforderliche Eigenmittel für die JVA bereitgestellt – nun könnte es losgehen.

Doch aktuell wollen die Oberbürgermeisterin und die Mehrheitsfraktionen im Stadtrat (SPD, CDU, Grüne) die ehem. JVA lieber an einen Privatinvestor verkaufen. Für die Nördliche Innenstadt würde das weitere soziale Verdrängung aufgrund von Gentrifizierung bedeuten, für Göttingen einen weiteren, unnötigen Verlust von Handlungsspielraum.

Alle Infos: sozialeszentrum.de

Petition: Soziales Zentrum statt Gentrifizierung durch Privatinvestor!