Bürger*innenforum Waageplatz: Redebeitrag Mietenwahnsinn stoppen
Liebe Göttingerinnen und Göttinger,
wir vom Bürger*innenforum Waageplatz kämpfen nun seit einigen Jahren in unserem Viertel für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung. Unsere Initiative hat sich gegründet, als die Stadt die ehemalige JVA am Waageplatz in ein Hostel umwandeln wollte, was auf massiven Protest unsererseits gestoßen ist. Seitdem beschäftigen wir uns in der Nachbarschaft damit, wie wir in unserem Viertel zusammenleben wollen und wie wir es schaffen, dass unsere Wünsche von der Stadt gehört werden. Die nördliche Innenstadt, wozu auch das Waageplatzviertel gehört, ist mittlerweile Teil des Programmes „Soziale Stadt“, welches Landesgelder beinhaltet, die nun für eine Veränderung des Viertels eingesetzt werden sollen. Wir sehen in diesen Geldern die Chance, eine Veränderung des Viertels zu erwirken, was nicht zu sozialen Verdrängungsmechanismen, massiven Mietsteigerungen und anonymen Luxusbauten führt, sondern das Viertel stärkt, Wünsche von den Bewohner*innen aufnimmt und Orte der Begegnung schafft. So ist unsere Vision, in der ehemaligen JVA ein Nachbarschaftszentrum zu schaffen, um so Vernetzung und Austausch der Nachbarschaft zu stärken. In der Stockleffmühle könnte ein soziales Café entstehen, dass sich nicht nur die Gutverdienenden leisten können, sondern ein Ort ist, an dem alle teilhaben können. Was wir auf jeden Fall nicht brauchen, ist die nächste große, anonyme Kette, die es in jeder beliebigen Großstadt gibt.
Auch im Waageplatzviertel sehen wir die Tendenz, dass dort immer mehr Großinvestor*innen Häuser kaufen; genannt seien beispielhaft Vonovia und Coreo Real Estate. Die Folge davon sind wie im bundesweiten Trend zu sehen, Luxussanierungen die zu massiven Mietsteigerungen und Verdrängung führen, eine zunehmende Vereinzelung durch Einzelapartments und damit einhergehende Prekarisierung der Wohn- und Lebensverhältnisse vieler Menschen – kurz: einen Umgang mit Wohnraum als Grundlage des Lebens, dass jeglicher sozialen und menschenwürdigen Perspektive widerspricht. Seit ca. einem Jahr bieten wir daher einmal im Monat eine offene und kostenlose Mietberatung an. Dort können konkrete Fragen an den anwesenden Rechtsanwalt gestellt werden und die Mieter*innen können sich vernetzten und austauschen. Denn allein ist es oft schwer, den Mut zu finden, sich gegen Immobilienhaie zur Wehr zu setzten. Deshalb ist das Mietcafé einerseits ein Ort, um sich Wissen anzueignen und seine Rechte zu kennenzulernen, und so trotz schwerverständlicher Briefe und juristischer Kniffe sich handlungsfähig zu machen. Andererseits ist es ein Ort um Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen und Mut zu machen in dem Wissen, dass man nicht allein ist!
Wir wollen das Recht auf gutes und bezahlbares Wohnen weiter einfordern und wir werden mit unseren Konzepten und Ideen weiterhin zeigen, dass eine soziale und ökologische Stadtentwicklung möglich und nötig ist!