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Die Maschgemeinde

Zur Geschichte der Maschgemeinde

Die Anfänge der Maschgemeinde hängen eng mit der Geschichte der Pfalz Grone zusammen, die sich auf dem Hagenberg erhob und 915 erstmals bezeugt ist. Der zugehörige Wirtschaftshof befand sich anfangs in Altengrone, aber als die Pfalz im Laufe des 10./11. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Aufenthaltsort der Kaiser aufstieg, entwickelte sich direkt unterhalb eine Burgsiedlung, die 1070 zuerst erwähnt wird. 1256 ist der Pfarrer von „Boregrone“ genannt, womit der Name „Burggrone“ erscheint, der nun eine Unterscheidung von „Oldengrone“ ermöglicht. Das Patrozinium der Dorfkirche, Johannis der Täufer, ist 1419 und 1437 überliefert, während die Pfalzkapelle Philippus, Jakobus und Walburga geweiht war. Die Burg, die die Herren von Grone im späten Mittelalter an der Stelle der Pfalz errichteten, wurde in den 1330er Jahren von den Göttingern zerstört, die Siedlung 1387 von Herzog Otto dem Quaden in einer Fehde mit der Stadt. Damals existierten mindestens zwei „Vorwerke“, also herrschaftliche Haupthöfe, mit acht zugehörigen Kothöfen (Kleinbauernstellen) und zwei bis drei „Sattelhöfe“ (adelige Güter) mit elf Kothöfen, also insgesamt 23 Höfe, sowie ein bis zwei Mühlen, die der Rat 1371 erwarb. Ehrhard Kühlhorn schätzte die Länderei des Dorfes aufgrund dieser Angaben auf 52 Hufen (ca. 1560 Morgen). 1387 wurde dem Rat der Besitz des „halben Dorfes“ von König Wenzel bestätigt; er hatte sich also 14 Höfe sichern können, wie aus späteren Angaben zu rekonstruieren ist. Die Göttinger siedelten „ihre“ Dörfler nun am Steinweg (der heutigen Groner Landstraße bis zur Otto-Frey-Brücke), zwischen Hasengraben und Lokhalle an. Weil der Rat aber potentiellen Feinden, die die Stadt belagern wollten, keine Stützpunkte vor den Stadtmauern bieten wollte, wurden den einstigen Bewohnern von Burggrone beim Ausbau der Stadtbefestigung Mitte des 15. Jahrhunderts neue Wohnstätten innerhalb des Walles an den beiden Maschstraßen zugewiesen. Das Gelände hier war sumpfig, worauf der Straßenname „Ma(r)schstrate“ verweist. Die Obere Maschstraße hieß zunächst auch „Kleine“ oder „Kurze Teichstraße“ (so zuerst 1459), daneben „Filter-“ oder „Eulenstraße“, die Untere Masch Straße „Lange“ oder „Buitersche“ (äußere) Maschstraße. Ihr Name „Breite Straße“ verweist darauf, dass diese Straße durch den Bachlauf der „Flote“ (Kuhleine) weiträumiger erschien. Beim Waageplatz mündete die Flote in den Leinekanal.

Deutsche Grundkarte auf geobasis.niedersachsen.de 

  • Rot = Maschgemeinde bis 1937, orange: Maschgemeinde am Steinweg bzw. Hasengraben, 1387-1452.

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Universitätswaisenhaus

Für 187 Jahre von 1751 bis 1938 gab es das Universitätswaisenhaus in der Unteren-Masch-str. 3. Es sollen mehr als 750 Kinder in dieser Zeit hier groß geworden sein. Die Anwesenheit so vieler Kinder muss die Straße und das ganze Viertel mit ihrer Lebendigkeit sehr geprägt haben. Aber wie hat das Leben der Kinder dort ausgesehen? Auf welche Art und Weise hat das Waisenhaus die Straße geprägt? Und wie war die Beziehung zu der Nachbarschaft?

Universitätswaisenhaus um 1898

Das Gebäude in der Unteren-Masch-str. 3 wurde 1750 erworben und ein Jahr später lebten 22 Kinder in dem neuen Waisenhaus. Dieses war der theologischen Fakultät unterstellt, die aber wenig Einfluss ausübte und wenig finanzielle Hilfe leistete. In den folgenden Jahren trug sich das Waisenhaus durch eigen erwirtschaftetes weitgehend selbst. Nach der Übernahme von Teilen des Hauses durch NS-Stellen wurde der Betrieb als Waisenhaus 1938 beendet. Weiterlesen

JVA Gefängniszeitschrift: Die Mauer

Die Mauer war eine Gefängniszeitschrift, die von Mai 1985 bis April 1986 in sieben Ausgaben erschien. Die Zeitschrift war kostenlos für die Häftlinge verfügbar und hatte eine Auflage von 350 Stück. Herausgegeben wurde sie von ehrenamtlichen Mitarbeitern, dem Sozialdienst und Pastoi. Und stieß auf große Initiative bei den Gefangenen. So heißt es: „Es soll eine Zeitung von Gefangenen für Gefangene werden, in der aber auch Platz ist für Beiträge von Familienangehörigen und Interessierten.“

„Wir brauchen Hilfe, sollten aber auch jede Möglichkeit wahrnehmen, uns selbst zu helfen. Eine Zeitung könnte Sprachrohr für uns sein, kann über unsere hochkomplizierte und polemische Situation berichten. Wir könnten aus unserer totalen Isolation heraus die Menschen dort draußen erreichen, uns mitteilen. Noch leben wir.“ (Aus „Die Mauer“ Nr. 1, Mai 1985)

In den Zeitungen werden Briefe, Berichte, Probleme und Verbesserungsvorschläge aufgenommen. Auch gibt es Zeichnungen, Rätsel und Gedichte. In der ersten Ausgabe werden auch Vorschläge für ein besseres Miteinander formuliert. Wie z.B keine Kippen aus dem Fenster zu werfen, den Hof sauber zu halten und auf die Mithäftlinge zu achten und regelmäßig zum Gruppensport zu gehen. Für die in U-Haft sitzenden gibt es keine Freizeitbeschäftigungsangebote, auch das soll geändert werden. Z.b durch Filmvorstellungen. Eine Zelle (ca 6m lang, 2.5 , breit, 3,5 m hoch) wird sich von zwei Menschen geteilt. In der Zelle gibt es zwei Betten, zwei Schränke, ein Tisch und zwei Stühle. Eine Toilette und ein Waschbecken. In der Zelle findet alles statt. Sie ist Schlaf-, Ess-, Wohn- und Waschraum. So berichten Häftlinge aus ihrem Alltag: Weiterlesen