Zeitzeuginnenbericht zum Brand der Synagoge in den Maschstraßen 1938

Als die Synagoge einem Brand zum Opfer fiel war das Jahr 1938, mein Mann war da 8 Jahre alt. Er hat mir erzählt, dass er immer die Männer mit Kippa oder schwarzen hohen Hüten und den hervorguckenden Locken gesehen hat, wenn diese am Haus vorbeikamen. Die Eltern haben ihm erklärt, das wäre eine Tracht die diese Männer tragen würden. Über den Brand wurde von den Eltern erklärt, da war ein Brandstifter am Werk. Sicher hat es auch hierüber einen Zeitungsbericht gegeben, aber als gerade eingeschultes Kind, hatte man zu der Zeit noch kein Interesse bzw. auch kein Radio um so etwas verfolgen.

Mein Mann hatte etliche jüdische Schulkameraden und einen ganz besonderen Schulfreund, über diesen hat er berichtet. Die Schulstunde (Lutherschule) hatte schon begonnen, da kam der Freund mit geröteten Augen in die Klasse und wollte sich für seine Verspätung entschuldigen. Der Klassenlehrer, Herr Albrecht, hat sich zur Tafel gedreht und mit brüchiger Stimme gesagt: Du musst jetzt leider wieder nach Hause gehen, Du darfst nicht mehr in unserer Klasse bleiben, die Eltern bekommen Bescheid. Dieser Freund hat dann nochmal fürchterlich an zu weinen gefangen, in der Klasse wäre es totenstill gewesen, jedoch Herr Albrecht hat dann ohne Kommentar den Unterricht fortgesetzt. Durch Fragen und erzählen in der Familie, wurde erklärt, dass Leute mit einem anderen Glauben jetzt an einer Stelle gesammelt würden, weil dieser Glauben und die Lebensführung nicht in das Leben von Deutschland passen könnte.

Leider fällt mir im Moment nicht der Name des besagten Freundes ein, ich weiß nur, dass die Jungen sich aus Holz Seifenkistenauto gebaut hatten und dann den Wall als Abfahrtstart usw. benutzt haben, da gab es ja auch kaum Autos.